Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg
Hamburg University of Applied Sciences
Projekt
Studiendepartment Fahrzeugtechnik und Flugzeugbau
Kraftstoffverbrauch durch Entnahme von Zapfluft und
Wellenleistung von Strahltriebwerken
Verfasser: Sebastian Ahlefelder
Prüfer: Prof. Dr.-Ing. Dieter Scholz, MSME
Abgabedatum: 24.05.2006
1
DOI:
http://doi.org/ 10.15488/4463
URN:
http://nbn-resolving.Org/um:nbn:de:gbv: 18302-aero2006-05-24.011
Associated URLs:
http://nbn-resolving.Org/html/um:nbn:de:gbv:18302-aero2006-05-24.01 1
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http://doi.org/10.7910/DVN/WK9JD7
2
Kurzreferat
Zapfluft und Wellenleistung wird den Triebwerken entnommen, um die Energie für beispiels¬
weise die Kraftstoffpumpen, das Inflight Entertainment oder die Flügelvorderkantenenteisung
zu erzeugen. Diese Energiegenerierung, hat einen Anstieg des Kraftstoffverbrauches zur Folge.
Es hat sich herausgestellt, dass die Stelle der Zapfluftentnahme einen starken Einfluss auf den
Gradienten des Brennstoffverbrauches hat. Das Projekt beschäftigt sich mit Zwei- und Drei-
welligen-Turbofantriebwerken und untersucht an ihnen, die Effekte der Leistungsnahmen. Als
Simulationssoftware wurde GasTurb 8.0 eingesetzt und auf die integrierten Triebwerkskonfi¬
gurationen zurückgegriffen. Ziel der Arbeit ist die Ennittlung einer mathematischen Beziehung
zur Berechnung des zusätzlichen Kraftstoffmassenstromes infolge einer Zapfluft- oder Wel¬
lenleistungsentnahme. So stellt sich die Frage, welche Triebwerksparameter dafür berücksich¬
tigt werden müssen. Eine Wellenleistungsentnahme verursacht beispielsweise einen linearen
Anstieg des spezifischen Kraftstoffverbrauches. Ist diese Zunahme, identisch mit der einer
Zapfluftentnahme? Am Ende der Kapitel werden die Ergebnisse mit Literaturwerten vergli¬
chen und versucht Tendenzen zu erkennen bzw. bestehende zu erhärten.
Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg
Hamburg University of Applied Sciences
STUDIENDEPARTMENT FAHRZEUGTECHNIK UND FLUGZEUBAU
Kraftstoffverbrauch durch Entnahme von Zapfluft
und Wellenleistung von Strahltriebwerken
Aufgabenstellung für ein Projekt 2
Hintergrund
Zum sicheren und komfortablen Betrieb eines Flugzeugs müssen diverse Geräte und Anlagen
an Bord betrieben werden. Es handelt es sich beispielsweise um die Kraftstoffpumpen, die
Flugsteuerungsaktuatoren, die Enteisungsanlage für die Flügelvorderkante oder die
Bildschirme für Inflight Entertainment. Der Betrieb dieser und anderer Geräte wird durch die
Sekundärenergie im Flugzeug gewährleistet: Elektrik, Hydraulik und Pneumatik. Im normalen
Reiseflug kommt alle Energie für die Sekundärenergiesysteme von den Triebwerken. Den
Triebwerken wird Zapfluft entnommen zum Betrieb der Pneumatikanlage. Den Triebwerken
wird weiterhin Wellenleistung entnommen zum Betrieb von Pumpen, die die Hydraulikanlage
versorgen und von Generatoren, die das elektrische Bordnetz versorgen. Diese
Leistungsentnahme vom Triebwerk erhöht dabei den Kraftstoffverbrauch der Triebwerke.
Aufgabe
Mit Hilfe des Programms GasTurb (www.GasTurb.de) sollen Triebwerke simuliert werden.
Dabei kann der Student auf Beispieltriebwerke zurückgreifen, die in GasTurb definiert sind.
Bei verschiedenen Betriebsbedingungen der Triebwerke sollen dann die Entnahme von
Zapfluft und/oder Wellenleistung simuliert werden, wobei die Veränderung im
Kraftstoffverbrauch aufgezeichnet werden soll. Anschließend soll der Versuch unternommen
werden, allgemeine Zusammenhänge und Trends im Kraftstoffverbrauch als Fu nk tion der
entnommenen Leistung aufzuzeigen. Die gewonnenen Erkenntnisse sind mit Daten aus der
Literatur zu vergleichen.
Die Ergebnisse sollen in einem Bericht dokumentiert werden. Bei der Erstellung des Berichtes
sind die entsprechenden DIN-Normen zu beachten.
Hinweis:
Diese Projekt wird gemeinsam betreut von Prof. Dr. Bräunling und Prof. Dr. Scholz.
4
Inhalt
Seite
Verzeichnis der Bilder.6
Liste der Symbole.7
Liste der Abkürzungen.8
Verzeichnis der Begriffe und Definitionen.9
1 Einleitung.11
1.1 Motivation.11
1.2 Hintergrund.11
1.3 Ziel der Arbeit.12
1.4 Erläuterung der Aufgabenstellung.13
1.5 Aufbau der Arbeit.14
2 Stand der Technik.15
3 Gasturbinensimulationssoftware GasTurb 8.0.17
3.1 Überblick.17
3.2 Berechnungsbeispiel.18
4 Berechnungsgrundlagen.21
4.1 T urbofantriebwerke.21
4.2 Zwei-Wellen-Turbofantriebwerk.22
4.3 Drei-W ellen-T urbofantriebwerk.24
4.4 Betriebszustand und Kennwerte ausgewerteter Triebwerke.26
5 Zapfluftentnahme.31
5.1 Zwei-Wellen-Turbofantriebwerk.32
5.2 Drei-Wellen-Turbofantriebwerk.36
5.3 Auswertung der Ergebnisse.39
5.4 Vergleich mit Werten aus der Literatur.40
6 Wellenleistungsentnahme.42
6.1 Zwei-Wellen-Turbofantriebwerk.43
6.2 Drei-Wellen-Turbofantriebwerk.45
6.3 Auswertung der Ergebnisse.46
6.4 Vergleich mit Werten aus der Literatur.47
5
7 Zapfluft- und Wellenleistungsentnahme.48
7.1 Zwei-Wellen-Turbofantriebwerk.49
7.2 Drei-Wellen-Turbofantriebwerk.51
7.3 Auswertung der Ergebnisse.53
7.4 Vergleich mit Werten aus der Literatur.53
8 Der Zapfluftparameter k B .54
8.1 Ergebnis.55
8.2 Auswertung.56
9 Der Wellenleistungsparameter k P .57
9.1 Ergebnis.58
9.2 Auswertung.58
10 Zusammenfassung und Ausblick.60
Literaturverzeichnis.62
6
Verzeichnis der Bilder
Bild 1.1 Zapfluft- und Wellenleistungsentnahme eines Triebwerkes.12
Bild 3.1 Gasturbinensimulationssoftware GasTurb 8.0.17
Bild 3.2 Auswahl des Antriebes und der Berechnungsart bei GasTurb 8.0.18
Bild 3.3 Design Point Input eines Three-Spool-Unmixed-Flow-Turbofan.19
Bild 3.4 Berechnungsergebnisse eines Three-Spool-Unmixed-Flow-Turbofan.20
Bild 4.1 Aufbau eines Turbofantriebwerkes.21
Bild 4.2 Zwei-Wellen-Turbofantriebwerk.22
Bild 4.3 Zwei-Wellen-Turbofantriebwerk mit Integral Schubdüse.23
Bild 4.4 Drei-Wellen-Turbofantriebwerk.24
Bild 4.5 Drei-Wellen-Turbofantriebwerk mit Integral Schubdüse.25
Bild 4.6 Bezugsebenen eines ZWTTs mit sep. Schubdüsen.27
Bild 4.7 Bezugsebenen eines ZWTTs mit Integral Schubdüse.28
Bild 4.8 Bezugsebenen eines DWTTs mit sep. Schubdüsen.29
Bild 4.9 Bezugsebenen eines DWTTs mit Integral Schubdüse.30
Bild 5.1 SFC über Zapfluftmassenstrom beim ZWTT mit sep. Schubdüsen.32
Bild 5.2 SFC über relativer Enthalpie beim ZWTT mit sep. Schubdüsen.33
Bild 5.3 SFC über Zapfluftmassenstrom beim ZWTT mit Integral Schubdüse.34
Bild 5.4 SFC über relativer Enthalpie beim ZWTT mit Integral Schubdüse.35
Bild 5.5 SFC über Zapfluftmassenstrom beim DWTT mit sep. Schubdüsen.36
Bild 5.6 SFC über relativer Enthalpie beim DWTT mit sep. Schubdüsen.37
Bild 5.7 SFC über Zapfluftmassenstrom beim DWTT mit Integral Schubdüse.38
Bild 5.8 SFC über relativer Enthalpie beim DWTT mit Integral Schubdüse.39
Bild 5.9 Zuwachs des SFC durch Zapfluftentnahme.40
Bild 5.10 Prozentualer Zuwachs des SFC durch Zapfluftentnahme.41
Bild 6.1 SFC über Wellenleistungsentnahme beim ZWTT mit sep. Schubdüsen.43
Bild 6.2 SFC über Wellenleistungsentnahme beim ZWTT mit Integral Schubdüse.44
Bild 6.3 SFC über Wellenleistungsentnahme beim DWTT mit sep. Schubdüsen.45
Bild 6.4 SFC über Wellenleistungsentnahme beim DWTT mit Integral Schubdüse.46
Bild 6.5 Anstieg des SFC durch Wellenleistungsentnahme.47
Bild 6.6 Zuwachs des SFC durch Wellenleistungsentnahme.47
Bild 7.1 SFC über WLE und ZLE beim ZWTT mit sep. Schubdüsen.49
Bild 7.2 SFC über WLE und ZLE beim ZWTT mit Integral Schubdüse.50
Bild 7.3 SFC über WLE und ZLE beim DWTT mit sep. Schubdüsen.51
Bild 7.4 SFC über WLE und ZLE beim DWTT mit Integral Schubdüse.52
7
Liste der Symbole
A SFC SFC ohne Wellenleistungsentnahme, vermindert um SFC mit Wellenleistungsent¬
nahme, in kg/(kN*s)
FN Startschub, in kN
FR P Schub im Reiseflug, bei entsprechender Wellenleistungs entnähme, in kN
k B Zapfluftparameter nach Ahlefelder
kB Zapfluftparameter nach Scholz 1998, in K 1
k P Wellenleistungsparameter, in N/W
m B Zapfluftmassenstrom, inkg/s
m /uel B zusätzlicher Kraftstoffmassenstrom durch Zapfluftentnahme, in kg/s
m fuel P zusätzlicher Kraftstoffmassenstrom durch Wellenleistungs entnähme, in kg/s
n Anzahl der Triebwerke, wird hier eins gesetzt
P Wellenleistungsentnahme, in kW
SFC spezifischer Kraftstoffmassenstrom, in kg/(kN*s)
T th Turbineneintrittstemperatur, in K
ju Nebenstromverhältnis
y Variable für m fuelB -Berechnung
8
Liste der Abkürzungen
DWTT
FN
FR
g
h
HP
IP
ISA
K
kg
kN
kPa
kW
LP
LPC
LPT
m
N
P3/P2
s
sep.
SFC
WLE
ZLE
ZWTT
Drei-Wellen-Turbofantriebwerk
Startschub
Schub im Reiseflug
Gramm
hour
high pressure
intermediate pressure
Internationale Standard Atmosphäre
Kelvin
Kilogramm
Kilonewton
Kilopascal
Kilowatt
low pressure
low pressure compressor
low pressure turbine
Meter
Newton
V erdichterdruckverhältnis
Sekunde
separat
spezifischer Kraftstoffverbrauch
W ellenleistungsentnahme
Zap fluftentnahme
Zwei-Wellen-Turbofantriebwerk
9
Verzeichnis der Begriffe und Definitionen
Bypassverhältnis
Das Bypassverhältnis ist bei Turbofantriebwerken das Verhältnis aus, dem Luftmassenstrom
des Sekundärkreises, zum Luftmassenstrom des Primärkreises. Der Quotient wird mit dem
griechischen Buchstaben pi abgekürzt (Bräunling 2004, S. 24).
Enthalpie
In der Thermodynamik gilt die Enthalpie als ein Maß für die Energie eines Systems. Sie be¬
steht aus der Inneren Energie und der Verschiebearbeit (Cerbe 2002/2004, S. 45).
Flugsteuerungsaktuatoren
Flugsteuerungsaktuatoren sind hydraulische Bewegungsorgane. Sie wandeln die elektrischen
Signale der Flugsteuerung in mechanische Bewegung der aerodynamischen Steuerflächen um
(Hünecke 2004, S. 142).
Hauptgetriebe
Das Hauptgetriebe ist die Haupteinheit des sog. Hilfsgeräteträgers. Hier befinden sich und
werden über das Hauptgetriebe angetrieben, die Brennstoffpumpen, Ölpumpen, Hydraulik¬
pumpen usw. (Bräunling 2004, S. 1441).
Kerntriebwerk
Bei Turbofantriebwerken bezeichnet man als Kerntriebwerk, den Hochdruckverdichter, die
Brennkammer und die Hochdruckturbine (Bräunling 2004, S. 23f).
Overboard Bleed
Englischer Fachbegriff für die Zapfluft bzw. den Zapfluftmassenstrom, der dem Triebwerk ent¬
nommen wird (Bräunling 2004, S.141).
Relative Enthalpie
Die relative Enthalpie kenn z eichnet das Verhältnis zwischen der spezifischen Enthalpie der
entnommenen Zapfluft und der spezifischen Enthalpie am Ende des Verdichters. Daher ist die
relative Enthalpie am Ende des Verdichteraustritts per Definition immer eins. Wenn man zum
Beispiel an einem fünf stufigen Verdichter, an der dritten Stufe Zapfluft entnimmt, so beträgt
die relative Enthalpie an der Stelle: 3/5 = 0,6 (GasTurb 1998).
Spezifische Enthalpie
Eine physikalische Größe, die auf die Masse bzw. den Massenstrom bezogen ist, nennt man
eine spezifische Größe (Bräunling 2004, S. 77).
10
Verdichterstufe
Jeweils ein Rotor und ein Stator werden als Verdichterstufe bezeichnet (Bräunling 2004,
S.133).
Welle
Bei Flugzeugtriebwerken ist der Begriff Welle nur dann zulässig, wenn sich ein Verdichter und
eine Turbine auf ihr befinden (Bräunling 2004, S. 29).
11
1 Einleitung
1.1 Motivation
Die Treibstoffpreise werden in den nächsten Jahren insgesamt weiter zu nehmen. Um die Pro-
fitabilität von Verkehrsflugzeugen weiterhin zu gewährleisten bzw. zu steigern, muss sich der
Kraftstoffverbrauch reduzieren oder es müssen günstigere Antriebsmöglichkeiten zum Einsatz
kommen. Da jedoch eine Umrüstung auf z.B. Wasserstoff nicht innerhalb von 5 Jahren zu rea¬
lisieren ist, muss zunächst versucht werden den Kraftstoffverbrauch bestehender Trieb¬
werksauslegungen zu minimieren.
Durch den zunehmenden Leistungsbedarf von Flugzeugsystemen, bekommt die Leistungs¬
entnahme in Form von Wellenleistung und Zapfluft eine wachsende Bedeutung für den Kraft¬
stoffverbrauch. Dank der Entwicklung neuer Technologien, ist es möglich hydraulisch und
pneumatisch versorgte Systeme durch elektrisch versorgte zu ersetzen.
Um eine Vergleichbarkeit der unterschiedlichen Systemkonfigurationen zu ermöglich, müssen
zunächst die Effekte der Leistungsentnahme an Triebwerken analysiert werden. Diesbezüglich
sind verschiedene Studien durchgeführt worden, die jedoch abweichende Ergebnisse lieferten.
Dies zeigt, dass weitere Betrachtungen notwendig sind, um zusätzliche Resultate zu erhalten
bzw. eine Tendenz zu bestätigen.
12
1.2 Hintergrund
Zum sicheren und komfortablen Betrieb eines Flugzeugs müssen diverse Geräte und Anlagen
an Bord betrieben werden. Es handelt es sich beispielsweise um die Kraftstoffpumpen, die
Flugsteuerungsaktuatoren, die Enteisungsanlage für die Flügelvorderkante oder die Bildschir¬
me für Inflight Entertainment. Der Betrieb dieser und anderer Geräte wird durch die Sekun¬
därenergie im Flugzeug gewährleistet: Elektrik, Hydraulik und Pneumatik. Im normalen Reise¬
flug kommt alle Energie für die Sekundärenergiesysteme von den Triebwerken. Den Triebwer¬
ken wird Zapfluft entnommen zum Betrieb der Pneumatikanlage (Bild 1.1). Den Triebwerken
wird weiterhin Wellenleistung entnommen zum Betrieb von Pumpen, die die Hydraulikanlage
versorgen und von Generatoren, die das elektrische Bordnetz versorgen (Bild 1.1). Diese Lei¬
stungsentnahme vom Triebwerk erhöht dabei den Kraftstoffverbrauch der Triebwerke.
Zapfluft
Enteisung
liydr. elektr. Leistung
Bild 1.1
Zapfluft- und Wellenleistungsentnahme eines Triebwerkes (Dollmayer 2004)
13
1.3 Ziel der Arbeit
Ziel dieser Arbeit ist es, die Veränderung des Kraftstoffverbrauches, der sich durch die Ent¬
nahme von Zapfluft und/oder Wellenleistung ergibt, zu bestimmen. Ferner sollen allgemeine
Zusammenhänge zwischen der Leistungsentnahme und dem zusätzlichen Kraftstoffverbrauch
aufgezeigt werden. Mit Hilfe der daraus resultierenden Beziehungen, soll sich der zusätzliche
Brennstoffverbrauch rechnerisch ennitteln lassen.
1.4 Erläuterung der Aufgabenstellung
Die Aufgabenstellung, Kraftstoffverbrauch durch die Entnahme von Zapfluft und Wellenlei¬
stung von Strahltriebwerken, soll hier dargelegt werden.
Der Begriff Kraftstoffverbrauch meint in diesem Zusammenhang, den Brennstoffmassenstrom
pro Kilonewton Schub. Diese Definition wird häufig als spezifischer Kraftstoffverbrauch
(SFC) bezeichnet (Bräunling 2004, S. 287).
Der Ausdruck Zapfluft beschreibt die Entnahme von Luft vom Verdichter des Triebwerks. Sie
wird mit Hilfe von Ablaßventilen an den entsprechenden Verdichterstufen abgezapft. Zapfluft,
die für Verbrauchszwecke benutzt wird, entnimmt man nur im Bereich der mittleren bis hinte¬
ren Stufen des Hochdruckverdichters (Bräunling 2004, S. 141).
Die Wellenleistung wird dem Triebwerk von der äußeren Verdichterwelle entnommen. Die
Energieübertragung erfolgt mit Hilfe eines Kegelradgetriebes und einer radial verlaufenden
Welle. Sie treibt die Haupteinheit des Hilfsgeräteträgers, das sog. Hauptgetriebe, an (Bräun¬
ling 2004, S. 143f).
Zum Schluss soll die Bezeichnung Strahltriebwerk erläutert werden. Ein Strahltriebwerk ist ei¬
ne Wärmekraftmaschine. Wärmekraftmaschinen wandeln Wärmeenergie in mechanische Ar¬
beit oder in kinetische Energie um. Diese Form der kinetischen Energie wird als Gasstrahl be¬
zeichnet und sorgt in Strahltriebwerken für die Schuberzeugung (Bräunling 2004, S. 4ff).
14
1.5 Aufbau der Arbeit
In dieser Projektarbeit wird, wie aus der Aufgabenstellung hervorgeht, ein sehr spezielles
Thema aus dem Bereich der Flugzeugtriebwerke bearbeitet. Um den Inhalt übersichtlich zu ge¬
stalten, wurde die Arbeit in folgende Abschnitte unterteilt:
Abschnitt 1 enthält die Einleitung.
Abschnitt 2 beinhaltet die Auswertung einer Literaturrecherche über den Kraftstoffver¬
brauch, infolge von Leistungsentnahmen am Triebwerk. Ferner gibt sie die
zeitliche Entwicklung der durchgeführten Analysen wieder.
Abschnitt 3 betrachtet die Triebwerkssimulationssoftware GasTurb 8.0. Hier wird zu¬
nächst ein Überblick über Anwendungsmöglichkeiten gegeben, bevor an¬
hand einer Beispielrechnung die Funktionsweise erläutert wird.
Abschnitt 4 erklärt die Grundlagen von Turbofantriebwerken. Anschließend wird auf die
Betriebszustände und Kennwerte der Beispieltriebwerke, aus GasTurb 8.0,
eingegangen.
Abschnitt 5 widmet sich der Zapfluftentnahme (ZLE). Wobei zunächst die Funktions¬
weise erläutert wird, danach die Ergebnisse dargelegt werden und zum
Schluss ein Vergleich mit Werten aus der Literatur stattfindet.
Abschnitt 6 befasst sich mit der Wellenleistungsentnahme (WLE). Hier erfolgt ebenfalls
vorerst die Erläuterung des Prinzips, mit daran anknüpfender Ergebnisdar¬
stellung und abschließendem Vergleich mit Literaturwerten.
Abschnitt 7 behandelt eine gleichzeitige Entnahme von Zapfluft und Wellenleistung. Es
kommt zur Bewertung.
Abschnitt 8 setzt sich mit dem Zapfluftparameter auseinander, um den Kraftstoffmas-
senstrom zu berechnen, der sich infolge einer Zapfluftentnahme einstellt.
Abschnitt 9 enthält die Ermittlung des Wellenleistungsparameters, zur Bestimmung des
Kraftstoffverbrauches infolge einer Wellenleistungsentnahme.
Abschnitt 10 beinhaltet die Zusammenfassung. Des weiteren werden Themen und Pro¬
bleme angesprochen, die in weiteren Studien zu behandeln wären.
15
2 Stand der Technik
In den letzten Jahren, ist der Leistungsbedarf der Flugzeugsysteme bezüglich der Gesamt¬
triebwerksleistung, stetig gestiegen. Durch den höheren Leistungsbedarf von Flugzeugsyste¬
men bekommt die Leistungsentnahme, in Form von Wellenleistung und Zapfluft, eine wach¬
sende Bedeutung für den Kraftstoffverbrauch. Steigende Kraftstoffpreise, sowie zunehmender
Wettbewerbsdruck zwischen den Flugzeugbetreibern machen deshalb eine Analyse des Kraft¬
stoffverbrauches durch Flugzeugsysteme interessant (Dollmayer 2004).
In AIR 1168 werden erste mathematische Ansätze, für den zusätzlichen Kraftstoffverbrauch
durch Leistungsentnahmen am Triebwerk formuliert. So lässt sich, mittels einer einfachen
Gleichung, die Veränderung des Kraftstoffmassenstromes durch eine Zapfluftentnahme ab¬
schätzen. Eine Beziehung die den gestiegenen Kraftstoffmassenstrom, auf Grund einer Wel¬
lenleistungsentnahme beschreibt, findet man jedoch nicht. Aus den gegebenen Diagrammen,
lässt sich lediglich die Treibstoffmasse ennitteln, die zusätzlich für den Flug mitgeführt werden
muss.
Dechow 1994 stellt eine Methode zur Berechnung der Cost of Ownership, COO für Flug¬
zeugsysteme vor. Dazu müssen auch die Kraftstoffkosten der Systeme berechnet werden.
Eingabe für diese Berechnungen sind Kraftstofffaktoren nach dem Muster "Kraftstoffver¬
brauch/Nutzen". Es sind folgende Verhältnisse zu finden:
P
m B
In Dechow 1994 sind diese Quotienten für verschiedene Flugzeuge angegeben.
Analysen von Scholz 1998 ergaben eine Proportionalität zwischen der entnommenen Wellen¬
leistung und des spezifischen Kraftstoffverbrauches. Weiterhin stellte sich heraus, dass bei
konstanter Wellenleistungsentnahme, die Zunahme des spezifischen Kraftstoffverbrauchs mit
steigender Triebswerksgröße (bezogen auf den Start-Schub) abnimmt.
Weiterführende Berechnungen von Dollmayer 2004 zeigten, dass der spezifische Kraftstoff¬
verbrauch reduziert werden kann, wenn der Einlaufmassenstrom und dementsprechend das
Nebenstromverhältnis des Triebwerks erhöht wird. Durch das Potential der Kraftstoffeinspa¬
rung infolge eines höheren Einlaufmassenstroms, kann damit gerechnet werden, dass zukünf-
16
tige Triebwerksgenerationen größere Bypassverhältnisse haben werden. Bei der Wellenlei¬
stungsentnahme zeigte sich, dass innerhalb des für den Reiseflug relevanten Schubbereichs
die prozentuale Änderung des spezifischen Kraftstoffverbrauches nahezu linear mit steigen¬
dem Triebwerksschub abnimmt.
17
3 Gasturbinensimulationssoftware GasTurb 8.0
3.1 Überblick
GasTurb ist eine leistungsfähige und flexible Gasturbinensimulationssoftware. Es lassen sich
die üblichen Flugzeugtriebwerke, Fahrzeugantriebe sowie die Energieerzeugung simulieren.
Die Software beinhaltet eine Vielzahl von vordefinierten Gasturbinenkonfigurationen, wo¬
durch eine sofortige Berechnung ermöglicht wird. Ferner unterstützt es Ingenieure bei häufi¬
gen Problemstellungen, durch eine einfache Bedienung und gute Überschaubarkeit. Parametri¬
sche Studien (Parameter Study), Zyklenoptimierung (Opimitzation) und Monte Carlo Simula¬
tionen (Monte Carlo) können, verglichen mit anderen Simulationsprogrammen, schnell bear¬
beitet werden (Bild 3.1). Das gleiche gilt für Prüfüngsanalysen (test analysis), Auswirkungen
kleiner Veränderungen (small effects) und Betriebszustände außerhalb des Auslegungspunktes
(off design) (Kurzke 2005).
Bild 3.1
Gasturbinensimulationssoftware GasTurb 8.0
18
GasTurb 8.0 wurde von Herrn Dr. Joachim Kunzke, einem ehemaligen Mitarbeiter der MTU
Aero Engines, entwickelt und programmiert. Mittlerweile ist GasTurb 10 erhältlich, es besitzt
viele Neuerungen und eine neu gestaltete Benutzeroberfläche (Kurzke 2005).
3.2 Berechnungsbeispiel
Anhand eines Berechnungsbeispiels soll die Arbeitsweise mit GasTurb 8.0 beschrieben wer¬
den. Wie im Bild 3.2 dargestellt, erfolgt zunächst die Auswahl des Antriebs und der Berech¬
nungsart. Wobei es sich empfiehlt mit der Berechnung eines einzelnen Zyklus (calculate single
cycle) zu beginnen, um den Auslegungspunkt des Triebwerks festzulegen.
Bild 3.2
Auswahl des Antriebes und der Berechnungsart bei GasTurb 8.0
19
Anschließend erfolgt das Einlesen der vordefinierten Daten für den entsprechenden Antrieb.
Im Bild 3.3. sind diese für das Drei-Wellen-Turbofantriebwerk (DWTT) mit sep. Schubdüsen
Zusehen. Diese charakteristischen Größen sind, für jede Antriebsart, in einer Datei gespeichert.
Diese Datei wird mit GasTurb 8.0 geöffnet, um eine Grundlage für eine Berechnung zu haben.
<9 Design Point Input
'□SB
File Define Iterate Nomenclature
Print
£l A üteS, + &
a
Fuel (Standard
IPC Design ] HPC Efficiency ] HPC Design
HPT Efficiency
HPT Clearance | IPT Efficiency | LPT Efficiency
Test Analysis
Basic Data | LPC Efficiency j LPC Design
IPC Efficiency
Altitude
m
o kl
Delta T from ISA
K
0
Mach Number
0
Intake Pressure Ratio
0,99
Inner Fan Pressure Ratio
4
Guter Fan Pressure Ratio
3,5
IP Compressor Pressure Ratio
2
Compr Interduct Press Ratio
0,98
HP Compressor Pressure Ratio
7
Bypass Duct Pressure Ratio
0,975
Inlet Corr FlowW2Rstd
kg/s
70
Design Bypass Ratio
1,5
Bumer Exit Temperature
K
1800
£ Go on
Bumer Efficiency
0,9999 v
CalcuUite Single Cycle
Demo3UFn.C3U - unmodified
Bild 3.3 Design Point Input eines Three-Spool-Unmixed-Flow-Turbofan
Selbstverständlich können diese Werte verändert werden, um die Simulation an die zu unter¬
suchenden Gegebenheiten anzupassen. Angefangen mit den Basis Daten (Basic Data), über
die Effektivität des Niederdruckverdichters (LPC Efficiency) bis hin zur Effektivität der Nie¬
derdruckturbine (LPT Efficiency) läßt sich die Simulation bis ins kleinste Details anpassen.
Sind die gewünschten Einstellungen vorgenommen und physikalisch vertretbar, kann die Be¬
rechnung gestartet werden.
20
Nach erfolgreicher Berechnung werden die Ergebnisse in einer Art Tabelle (Bild 3.4) darge¬
stellt. Unter den Reitern Fan, IP Compressor, HP Compressor und Stations werden detaillierte
Berechnungsergebnisse angezeigt.
Bild 3.4
Berechnungsergebnisse eines Three-Spool-Unmixed-Flow-Turbofan
21
4 Berechnungsgrundlagen
In diesem Abschnitt sollen die untersuchten Triebwerke und jeweiligen Betriebsbedingungen
aufgezeigt werden. Dabei wurde auf die Triebwerksdaten aus GasTurb 8.0 zurückgegriffen.
4.1 Turbofantriebwerk
Turbofantriebwerke sind eine besondere Art von Strahltriebwerken. Sie werden auch als Zwei¬
kreis-, Bläser- oder Bypasstriebwerke bezeichnet. Der Bläser oder Fan, wird von einer mehr¬
stufigen Niederdruckturbine angetrieben. Die angesaugte Luftmasse wird zum größten Teil am
Kemtriebwerk vorbei beschleunigt. Das Luftmassenverhältnis des Sekundär- zum Primärkreis
beschreibt das Bypass- oder Nebenstromverhältnis pi (Bild 4.1). Typische Nebenstromverhält¬
nisse für Turbofantriebwerke liegen in einem Bereich von etwas 0,3 = ju = 8 (Bräunling 2004,
S. 37f).
Bild 4.1
Aufbau eines Turbofantriebwerkes (nach GasTurb 1998)
22
4.2 Zwei-Wellen-Turbofantriebwerk
Ein Zwei-Wellen-Turbofantriebwerk (ZWTT) besteht aus zwei Wellen (Bild 4.2). Auf der Nl-
Welle sitzt die Niederdruckturbine, welche den Niederdruckverdichter und den Fan antreibt.
Entsprechend befinden sich auf der N2-Welle die Hochdruckturbine und der Hochdruckver¬
dichter (Bräunling 2004, S. 38).
Fan/Niederdruckverdichter Hochdruckverdichter
Bild 4.2 Zwei-Wellen-Turbofantriebwerk (nach GasTurb 1998)
Zwei-Wellen-Turbofantriebwerk mit separaten Schubdüsen
Wie in Bild 4.2 zu sehen ist, besitzt das Turbofantriebwerk zwei separate Schubdüsen. Eine für
den Sekundär- und eine für den Primärkreis. Der heiße Abgasstrahl, aus dem Primärkreis, wird
also vom kälteren Abgasstrahl des Sekundärkreises, ummantelt (Bräunling 2004, S. 188).
23
Zwei-Wellen-Turbofantriebwerk mit Integral Schubdüse
Bild 4.3 zeigt ein Zwei-Wellen-Turbofantriebwerk mit nur einer Schubdüse. Der Primär- und
der Sekundärstrom treten hier aus einer gemeinsamen Düse aus. Diese Form der Schubdüse
wird auch als Integral Schubdüse bezeichnet. Des weiteren befindet sich am Ende des Trieb¬
werkes ein Mischer (forced mixer). Er bewirkt eine Vennischung von Primär- und Sekundär¬
strom. Durch die erzwungene Strahlvermischung soll eine Lärmminderung und eine Reduzie¬
rung des spezifischen Kraftstoffverbrauchs erreicht werden (Bräunling 2004, S. 188ff).
Fan/Niederdruckverdichter Hochdruckverdichter N2-Welle
Integral
Schubdüse
Mischer
NI-Welle Hochdruckturbine Niederdruckturbine
Bild 4.3
Zwei-Wellen-Turbofantriebwerk mit Integral Schubdüse (nach GasTurb 1998)
24
4.3 Drei-Wellen-Turbofantriebwerk
Bei einem Drei-Wellen-Turbofantriebwerk, besteht das Triebwerk aus drei Wellen. Drei-
Wellen-Turbofantriebwerke sind grundlegende Auslegungsphilosophie der britischen Firma
Rolls-Royce. Im Gegensatz zum zweiwelligen Turbofantriebwerk, besitzt dieses Triebwerk
noch einen Mitteldruckverdichter und eine Mitteldruckturbine. Diese Konfiguration erlaubt es,
die Drehzahl des Fans über die NI-Welle bzw. über die Niederdruckturbine separat zu steuern
(Bräunling 2004, S. 29ff).
Mitte 1 druc kverd i c h ter
Bild 4.4 Drei-Wellen-Turbofantriebwerk (nach GasTurb 1998)
Drei-Wellen-Turbofantriebwerk mit separater Schubdüse
Bild 4.4 zeigt, ein Drei-Wellen-Turbofantriebwerk mit separaten Schubdüsen. Wie beim Zwei-
Wellen-Turbofantriebwerk, wird der heiße Abgasstrahl des Primärkreises, vom kühleren Strahl
des Sekundärkreises umhüllt (Bräunling 2004, S. 188).
25
Drei-Wellen-Turbofantriebwerk mit Integral Schubdüse
In Bild 4.5 ist ein Drei-Wellen-Turbofantriebwerk mit einer Integral Schubdüse Zusehen. Es
befindet sich jedoch kein Mischer am Ende des Triebwerks, so dass es bei dieser Konfigurati¬
on nur zu einer geringen Vermischung von Primär- und Sekundärstrom kommt (Bräunling
2004, S. 188ff).
Integral Schubdüse
Bild 4.5
Drei-Wellen-Turbofantriebwerk mit Integral Schubdüse (nach GasTurb 1998)
26
4.4 Betriebszustand und Kennwerte ausgewerteter Triebwerke
Als Betriebszustand soll nur der Reiseflug herangezogen werden. Die Werte entstammen bzw.
wurden mit der Gasturbinensimulationssoftware GasTurb 8.0 berechnet.
Start:
Höhe
Umgebungstemperatur
Umgebungsdruck
Keine Zapfluft- und Wellenleistungsentnahme
Reiseflug:
Mach-Zahl
Flughöhe
Umgebungstemperatur
Umgebungsdruck
Keine Zapfluft- und Wellenleistungsentnahme
Als Kennwerte wurden folgende Größen ausgewählt:
Nebenstromverhältnis
M
Turbineneintrittstemperatur
T41
Startschub
FN
Schub im Reiseflug
FR
Druckverhältnis des Einlaufs
P2/P1
V erdichterdruckverhältnis
P3/P2
Om
288,15 K (nach ISA)
101,325 kPa (nach ISA)
0,8
11000 m
216,65 K (nach ISA)
22,632 kPa (nach ISA)
27
Zwei-Wellen-Turbofantriebwerk mit separaten Schubdüsen
Nummerierung der Bezugsebenen eines Zwei-Wellen-Turbofantriebwerks mit separaten
Schubdüsen (Bild 4.6).
Bild 4.6 Bezugsebenen eines ZWTTs mit sep. Schubdüsen (GasTurb 1998)
Gegebene Kennwerte:
ju 6
Start:
T41
1747,12 K
FN
19,04 kN
Reiseflug:
T41
1408,08 K
FR
3,27 kN
P2/P1
1,51
P3/P2
17,33
28
Zwei-Wellen-Turbofantriebwerk mit Integral Schubdüse
Nummerierung der Bezugsebenen eines Zwei-Wellen-Turbofantriebwerks mit einer Integral
Schubdüse (Bild 4.7).
Bild 4.7 Bezugsebenen eines ZWTTs mit Integral Schubdüse (GasTurb 1998)
Gegebene Kennwerte:
Start:
T41
FN
Reiseflug:
T41
FR
P2/P1
P3/P2
2,5
1749,06 K
24,33 kN
1553,26 K
5,90 kN
1,51
17,33
29
Drei-Wellen-Turbofantriebwerk mit separaten Schubdüsen
Nummerierung der Bezugsebenen eines Drei-Wellen-Turbofantriebwerks mit separaten
Schubdüsen (Bild 4.8).
Bild 4.8 Bezugsebenen eines DWTTs mit sep. Schubdüsen (GasTurb 1998)
Gegebene Kennwerte:
ju 1,5
Start:
T41
1756,40 K
FN
39,48 kN
Reiseflug:
T41
1416,73 K
FR
7,98 kN
P2/P1
1,51
P3/P2
41,16
30
Drei-Wellen-Turbofantriebwerk mit einer Integral Schubdüse
Nummerierung der Bezugsebenen eines Drei-Wellen-Turbofantriebwerks mit einer Integral
Schubdüse (Bild 4.9).
Bild 4.9 Bezugsebenen eines DWTTs mit Integral Schubdüse (GasTurb 1998)
Gegebene Kennwerte:
M
Start:
T41
FN
Reiseflug:
T41
FR
P2/P1
P3/P2
2,5
1749,97 K
23,53 kN
1458.71 K
4,80 kN
1,51
28.71
31
5 Zapfluftentnahme
Die Zusammenhänge zwischen der Zapfluftentnahme (bleed air) und dem spezifischen Kraft¬
stoffverbrauch sollen hier erläutert werden.
Neben dem Zapfluftmassenstrom (Overboard Bleed) ist die Stelle der Zapfluftentnahme von
großer Bedeutung für den Triebwerksprozess und somit auch für den spezifischen Kraftstoff¬
verbrauch. Je später im Verdichter die Zapfluft entnommen wird, desto höher ist die relative
Enthalpie. Daher ist es für exakte Berechnungen notwendig, die Entnahmestelle am Verdichter
(Verdichterstufe) zu berücksichtigen (vgl. AIR 1168).
Bei den Simulationen wurde als Flugphase der Reiseflug gewählt, weil das Triebwerk dort am
längsten betrieben wird. Die Ergebnisse sind in Diagrammen dargestellt.
32
5.1 Zwei-Wellen-Turbofantriebwerk
Zwei-Wellen-Turbofantriebwerk mit separaten Schubdüsen
Bild 5.1 zeigt den Anstieg des spezifischen Kraftstoffverbrauches, bei zunehmendem Zapf¬
luftmassenstrom und jeweils unterschiedlicher relativer Enthalpie.
Overboard Bleed = 0 ... 0,5 [kg/s]
Sp. Fuel Consumption [g/(kN*s)] Rel. Enthalpy of Overb. Bleed = 0 ... 1
Bild 5.1 SFC über Zapfluftmassenstrom beim ZWTT mit sep. Schubdüsen
33
In Bild 5.2 ist auf der x-Achse die relative Enthalpie und auf der y-Achse der spezifische
Kraftstoffverbrauches abgetragen. Der dritte Parameter ist in dieser Konstellation der Zapf¬
luftmassenstrom .
Overboard Bleed = 0 ... 0,5 [kg/s]
Sp. Fuel Consumption [g/(kN*s)] Rel. Enthalpy of Overb. Bleed = 0 ... 1
Bild 5.2 SFC über relativer Enthalpie beim ZWTT mit sep. Schubdüsen
34
Zwei-Wellen-Turbofantriebwerk mit Integral Schubdüse
Den Zusammenhang der drei Parameter, für das Zwei-Wellen-Turbofantriebwerk mit einer In¬
tegral Schubdüse stellt Bild 5.3 dar.
Overboard Bleed = 0 ... 0,7 [kg/s]
Sp. Fuel Consumption [g/(kN*s)] Rel. Enthalpy of Overb. Bleed = 0 ... 1
Bild 5.3 SFC über Zapfluftmassenstrom beim ZWTT mit Integral Schubdüse
35
Den Verlauf für das Zwei-Wellen-Turbofantriebwerk, mit einer Integral Schubdüse und der re¬
lativen Enthalpie auf der Abszisse, zeigt Bild 5.4.
Overboard Bleed = 0 ... 0,7 [kg/s]
Sp. Fuel Consumption [g/(kN*s)] Rel. Enthalpy of Overb. Bleed = 0 ... 1
Bild 5.4 SFC über relativer Enthalpie beim ZWTT mit Integral Schubdüse
36
5.2 Drei-Wellen-Turbofantriebwerk
Drei-Wellen-Turbofantriebwerk mit separaten Schubdüsen
Für das Drei-Wellen-Turbofantriebwerk mit separaten Schubdüsen, gibt Bild 5.5 den Zusam¬
menhang wieder.
Overboard Bleed = 0 ... 2 [kg/s]
Sp. Fuel Consumption [g/(kN*s)] Rel. Enthalpy of Overb. Bleed = 0 ... 1
Bild 5.5 SFC über Zapfluftmassenstrom beim DWTT mit sep. Schubdüsen
37
Ist der Zapfluftmassenstrom der dritte Parameter, so stellt sich folgender Verlauf, bei dem
Drei-Wellen-Turbofantriebwerk mit separaten Schubdüsen ein (Bild 5.6).
Overboard Bleed = 0 ... 2 [kg/s]
Sp. Fuel Consumption [g/(kN*s)] Rel. Enthalpy of Overb. Bleed = 0 ... 1
Bild 5.6 SFC über relativer Enthalpie beim DWTT mit sep. Schubdüsen
38
Drei-Wellen-Turbofantriebwerk mit Integral Schubdüse
Beim Drei-Wellen-Turbofantriebwerk mit einer Integral Schubdüse bildet sich ein linearer Zu¬
wachs ab (Bild 5.7).
Overboard Bleed = 0 ... 0,2 [kg/s]
Sp. Fuel Consumption [g/(kN*s)] Rel. Enthalpy of Overb. Bleed = 0 ... 1
Bild 5.7 SFC über Zapfluftmassenstrom beim DWTT mit Integral Schubdüse
39
Trägt man die relative Enthalpie auf der x-Achse ab, so zeigt Bild 5.8 den Zusammenhang für
das Drei-Wellen-Turbofantriebwerk mit einer Integral Schubdüse.
Overboard Bleed = 0 ... 0,2 [kg/s]
Sp. Fuel Consumption [g/(kN*s)] Rel. Enthalpy of Overb. Bleed = 0 ... 1
Bild 5.8 SFC über relativer Enthalpie beim DWTT mit Integral Schubdüse
5.3 Auswertung der Ergebnisse
Es ist festzustellen, dass eine Zapfluftentnahme zu einem Anstieg des spezifischen Kraftstoff¬
verbrauches führt (vgl. Bilder 5.1, 5.3, 5.5, 5.7). Erhöht man den Zapfluftmassenstrom, so
steigt auch der spezifische Kraftstoffverbrauch weiter an. Bei Turbofantriebwerken mit separa¬
ten Schubdüsen ist der Zuwachs exponentiell, bei Triebwerken mit einer Integral-Schubdüse
hingegen nahezu linear.
Ferner ist festzustellen, dass der spezifische Kraftstoffverbrauch, mit zunehmender relativer
Enthalpie größer wird. Das bedeutet, dass eine Zapfluftentnahme am Ende des Verdichters ei¬
ne größere Auswirkung auf den spezifischen Kraftstoffverbrauch hat, als eine Entnahme an
vorderen Verdichterstufen. Dieses Phänomen wird besonders in den Bildern 5.2, 5.4, 5.6, 5.8,
deutlich. Daraus lässt sich folgern, dass man die benötigte Zapfluft an vorderen Verdichterstu¬
fen entnehmen sollte, um den spezifischen Brennstoffverbrauch zu verringern.
40
5.4 Vergleich mit Werten aus der Literatur
Berechnungen, die von Dollmayer 2005a durchgeführt wurden, ergaben vergleichbare Ergeb¬
nisse. So ist ein Anstieg des spezifischen Kraftstoffverbrauches, wie in Bild 5.9 dargestellt,
auch bei den Resultaten unter den Abschnitten 5.1 und 5.2 wiederzufinden. Der lineare Zu¬
wachs ist jedoch nur bei dem Drei-Wellen-Turbofantriebwerk mit Integral Schubdüse zu er¬
kennen. Da nicht bekannt ist, welches Triebwerk von Dollmayer 2005a untersucht wurde,
kann kein weiterer Vergleich stattfinden.
Es wurde ebenfalls nachgewiesen, dass die Stelle der Zapfluftentnahme eine große Auswir¬
kung auf den Triebwerksprozess und somit auch auf den spezifischen Kraftstoffverbrauch hat.
Erfolgt die Zapfluftentnahme bei hoher relativer Enthalpie, so ist der Anstieg des spezifischen
Kraftstoffverbrauches wesentlich höher.
Bild 5.9 Zuwachs des SFC durch Zapfluftentnahme (Dollmayer 2005a)
Analogie kann auch mit den Ergebnissen von Dollmayer 2004 hergestellt werden. Besonders
die Zunahme des spezifischen Kraftstoffverbrauches, bei hoher relativer Enthalpie, kann be¬
kräftigt werden. Ein Vergleich von Bild 5.7 und Bild 5.10, zeigt die Tendenz für den Brenn¬
stoffverbrauch.
41
Bild 5.10 Prozentualer Zuwachs des SFC durch Zapfluftentnahme (Dollmayer 2004)
Leider ist nicht bekannt, welches Triebwerk für Bild 5.10 herangezogen wurde, so dass auf den
linearen Zuwachs nicht weiter eingegangen werden kann.
42
6 Wellenleistungsentnahme
Die Zusammenhänge der Wellenleistungsentnahme (Power Offtake) und dem spezifischen
Kraftstoffverbrauch sollen hier veranschaulicht werden.
Bei heutigen Triebwerkskonfigurationen wird das Hauptgetriebe, vom Triebwerk her - von der
äußeren Verdichterwelle (Hochdruckverdichter) aus - angetrieben (Bräunling 2004, S. 143).
Daher wurde bei den Simulationen in GasTurb 8.0, die Wellenleistung nur von der Hoch¬
druckwelle entnommen. Ferner ist die Flugphase von entscheidender Bedeutung. Da sich das
Flugzeug die längste Zeit im Reiseflug befindet, wurde die Wellenleistungs entnähme nur in
diesem Flugabschnitt untersucht.
Die Ergebnisse sind in Diagrammen dargestellt. Auf der x-Achse ist die Wellenleistungsent¬
nahme und auf der y-Achse der spezifische Kraftstoffverbrauch abgetragen.
43
6.1 Zwei-Wellen-Turbofantriebwerk
Zwei-Wellen-Turbofantriebwerk mit separaten Schubdüsen
Bild 6.1 zeigt den Anstieg des spezifischen Kraftstoffverbrauchs bei zunehmender Wellenlei¬
stungsentnahme, bis zum maximal Wert von 150 kW.
Power Offtake = 0 ... 150 [kW]
Sp. Fuel Consumption [g/(kN*s)]
SFC über Wellenleistungsentnahme beim ZWTT mit sep. Schubdüsen
Bild 6.1
44
Zwei-Wellen-Turbofantriebwerk mit Integral Schubdüse
Den Zusammenhang der beiden Parameter, für das Zwei-Wellen-Turbofantriebwerk mit einer
Integral Schubdüse stellt Bild 6.2 dar.
Power Offtake = 0 ... 300 [kW]
Sp. Fuel Consumption [g/(kN*s)]
Bild 6.2 SFC über Wellenleistungsentnahme beim ZWTT mit Integral Schubdüse
45
6.2 Drei-Wellen-Turbofantriebwerk
Drei-Wellen-Turbofantriebwerk mit separater Schubdüse
Für das Drei-Wellen-Turbofantriebwerk mit separater Schubdüse gibt Bild 6.3 den Verlauf
wieder.
Power Offtake = 0 ... 400 [kW]
Sp. Fuel Consumption [g/(kN*s)]
Bild 6.3 SFC über Wellenleistungsentnahme beim DWTT mit sep. Schubdüsen
46
Drei-Wellen-Turbofantriebwerk mit Integral Schubdüse
Bild 5.4 zeigt die Steigerung des spezifischen Kraftstoffverbrauches für das Drei-Wellen -
Turbofantriebwerk mit Integral Schubdüse.
Power Offtake = 0 ... 140 [kW]
Sp. Fuel Consumption [g/(kN*s)]
Bild 6.4 SFC über Wellenleistungsentnahme beim DWTT mit Integral Schubdüse
6.3 Auswertung der Ergebnisse
Eine Entnahme von Wellenleistung erhöht, wie die Zapfluftentnahme, den spezifischen Kraft¬
stoffverbrauch. Steigert man die Wellenleistungsentnahme, so ist der Anstieg bei allen unter¬
suchten Triebwerkskonfigurationen nahezu linear. Ferner ist zu erkennen, dass der Gradient
der Kurven stark variiert, was sich auf die unterschiedlichen Triebwerkskonfigurationen zu¬
rückführen lässt.
47
6.4 Vergleich mit Werten aus der Literatur
Eine Analogie ist mit den Ergebnissen von Dollmayer 2005a herzustellen. So ist ein linearer
Zusammenhang zwischen der Zunahme des spezifischen Kraftstoffverbrauches und der Wel¬
lenleistungsentnahme zu erkennen (Bild 6.5). Diese Tendenz wird auch bei den unter den Ab¬
schnitten 6.1 und 6.2 simulierten Triebwerken ersichtlich. Wie vorher definiert, wurde die Wel¬
lenleistung nur von der Hochdruckwelle entnommen, so dass ein stärkerer Anstieg des spezifi¬
schen Kraftstoffverbrauchs nicht bestätigt werden kann.
Bild 6.5 Anstieg des SFC durch Wellenleistungsentnahme (Dollmayer 2005a)
Vergleichbare Resultate findet man auch bei Dollmayer 2005b. Den Anstieg des spezifischen
Kraftstoffverbrauchs mit zunehmender Zapfluftentnahme zeigt Bild 6.6.
Bild 6.6 Zuwachs des SFC durch Wellenleistungsentnahme (Dollmayer 2005b)
48
7 Zapfluft- und Wellenleistungsentnahme
In Abschnitt 5 wurde die Zapfluftentnahme und in Abschnitt 6 die Wellenleistungsentnahme
der Triebwerke untersucht. Da auch eine gleichzeitige Entnahme von Zapfluft und Wellenlei¬
stung vorstellbar ist, soll dies hier betrachtet werden. Die relative Enthalpie wurde 1 gesetzt, so
dass die Ergebnisse die maximalen Werte widerspiegeln.
Die Ergebnisse sind in Diagrammen dargestellt. Auf der x-Achse ist die Wellenleistungsent-
nahme, auf der y-Achse ist der spezifische Kraftstoffverbrauch abgetragen. Der dritte Parame¬
ter ist die Zapfluftentnahme.
49
7.1 Zwei-Wellen-Turbofantriebwerk
Zwei-Wellen-Turbofantriebwerk mit separaten Schubdüsen
Bild 7.1 zeigt den Anstieg des spezifischen Kraftstoffverbrauches bei zunehmender Wellenlei-
stungs- und Zapfluftentnahme.
Power Offtake = 0 ... 150 [kW]
Sp. Fuel Consumption [g/(kN*s)] Overboard Bleed = 0 ... 0,3 [kg/s]
SFC über WLE und ZLE beim ZWTT mit sep. Schubdüsen
Bild 7.1
50
Zwei-Wellen-Turbofantriebwerk mit Integral Schubdüse
Den Zusammenhang der drei Parameter, für das Zwei-Wellen-Turbofantriebwerk mit einer In¬
tegral Schubdüse stellt Bild 7.2 dar.
Power Offtake = 0 ... 300 [kW]
Sp. Fuel Consumption [g/(kN*s)] Overboard Bleed = 0 ... 0,3 [kg/s]
SFC über WLE und ZLE beim ZWTT mit Integral Schubdüse
Bild 7.2
51
7.2 Drei-Wellen-Turbofantriebwerk
Drei-Wellen-Turbofantriebwerk mit separaten Schubdüsen
Für das Drei-Wellen-Turbofantriebwerk mit separaten Schubdüsen gibt Bild 7.3 die Entwick¬
lung des spezifischen Kraftstoffverbrauches wieder.
Power Offtake = 0 ... 400 [kW]
Sp. Fuel Consumption [g/(kN*s)] Overboard Bleed = 0 ... 1,5 [kg/s]
SFC über WLE und ZLE beim DWTT mit sep. Schubdüsen
Bild 7.3
52
Drei-Wellen-Turbofantriebwerk mit Integral Schubdüse
Beim Drei-Wellen-Turbofantriebwerk mit Integral Schubdüse bildet sich, wie beim Zwei-
Wellen-Turbofantriebwerk mit einer Integral Schubdüse ein linearer Zuwachs ab (Bild 7.4).
Power Offtake = 0 ... 140 [kW]
Sp. Fuel Consumption [g/(kN*s)] Overboard Bleed = 0 ... 0,16 [kg/s]
SFC über WLE und ZLE beim DWTT mit Integral Schubdüse
Bild 7.4
53
7.3 Auswertung der Ergebnisse
Wie zu erwarten war, nimmt bei einer gleichzeitigen Entnahme von Zapfluft und Wellenlei¬
stung, der spezifische Kraftstoffverbrauch ebenfalls zu. Betrachtet man sich die Ergebnisse je¬
doch genauer, so erkennt man einen interessanten Unterschied. Beim Zwei-Wellen-
Turbofantriebwerk mit sep. Schubdüsen, sowie beim Drei-Wellen-Turbofantriebwerk mit einer
sep. Schubdüse nimmt der Gradient des spezifischen Kraftstoffverbrauchs mit zunehmender
Zapfluftentnahme stark zu. Beim Zwei-Wellen-Turbofantriebwerk mit einer Integral Schubdü¬
se und beim Drei-Wellen-Turbofantriebwerk mit einer Integral Schubdüse ist der Gradient,
auch bei steigender Zapfluftentnahme, nahezu konstant.
7.4 Vergleich mit Werten aus der Literatur
Es wurden in der Literatur keine Werte zu vergleichbaren Berechnungen gefünden.
54
8 Der Zapfluftparameter k B
Wie unter Abschnitt 5 gezeigt, steigt der Kraftstoffmassenstrom, durch die Entnahme von
Zapfluft an. Nach AIR 1168 wird der Anstieg durch
in
fuel,B
= k c
m.
( 1 )
beschrieben. Wobei Scholz 1998 den Zapfluftparameter k b einführte und ihn mit
k B = 3,015 • 10 • K _1 bezifferte. T tb soll hier nicht weiter betrachtet werden, da sich heraus¬
stellte, dass eine Berücksichtung zu größeren Abweichungen führt. Des weiteren wird folgen¬
de Abkürzung eingeführt.
m
x =
fuel,B
( 2 )
Mit den Simulationsergebnissen, wurden mit (2) Richtwerte für x bestimmt. Es ergab sich ei¬
ne Standardabweichung von ca. 30%. Über eine gewählte Ansatzgleichung, mit dem neuen
Zapfluftparameter k B , wurde versucht, die Richtwerte für x iterativ zu erzielen.
'P3 Y
Als Variablen wurden der Zapfluftparameter k B und der Parameter v angesetzt. Nach Be¬
stimmung der Kenngrößen, lässt sich dann mit
™fuel,B ~^B
1 P3 ^
■ m ,
( 4 )
der sich zusätzlich ergebene Kraftstoffmassenstrom berechnen.
55
Berechnungsgrundlagen
Um realistische Richtwerte für x zu bekommen, wurde die relative Enthalpie von bestehenden
Triebwerken untersucht und ein Mittelwert gebildet.
rel. Enthalpie
CFM 56-5 0,7
V2500 _ 0.56
Mittelwert 0,63
Die verschiedenen Triebwerke wurden bei einer relativen Enthalpie von 0,63 mit GasTurb 8.0
simuliert und die ennittelten Daten mit Microsoft Excel ausgewertet.
8.1 Ergebnis
Für den Zapfluftparameter stellte sich folgender Wert ein.
k B =4,99-10" 3
Für den Parameter y ergab sich.
y = 0,475
Einsetzen der Parameter in (3) liefert die per Iteration bestimmten Werte für x . Sie haben eine
Streuung von 20,5%. Setzt man die Größen in (4) ein
lh fuelB = 4,99 ■ 10
-3
P3
■ m r
(5)
so erhält man eine Gleichung zur Bestimmung des zusätzlichen Kraftstoffmassenstromes in¬
folge eines gewählten Zapfluftmassenstromes. Wobei das Verdichterdruckverhältnis bekannt
semen muss.
56
8.2 Auswertung
Die Abweichung der Richtwerte von x betragen ca. 30% und sind damit relativ hoch. Da es
sich jedoch bei den Triebwerken, um sehr unterschiedliche Konfigurationen handelt, ist der
Wert zu relativieren.
Die Diskrepanz, der mit Gleichung (3) berechneten x Werte, lag hingegen nur bei 20,5%. Dies
bedeutet, dass sich mit der ennittelten Gleichung eine akzeptable Abschätzung für den zusätz¬
lichen Kraftstoffmassenstrom bestimmen lässt.
Auffällig ist die beträchtliche Abweichung, des ennittelten Zapfluftparameters k B , zum Wert
von AIR 1168. Der Unterschied ist jedoch durch verschiedene Definitionen für k B zu be¬
gründen.
Nach AIR 1168:
k* = — = 3,015 IO" 5
U*
K
Nach Ahlefelder, mit x = 0,0231 als Mittelwert über die Messungen:
k B
—-— = 4,99 -10" 3
r«Y
V
P2
J
Eine Berücksichtung der Turbineneintrittstemperatur, wie sie von AIR 1168 vorgeschlagen
wird, kann nicht bestätigt werden. Statt dessen hat sich das Verdichterdruckverhältnis als ein
entscheidender Kennwert ergeben.
Es bleibt festzuhalten, dass sich mit den gefundenen Werten eine gute Abschätzung des zu¬
sätzlichen Kraftstoffverbrauches erzielen lässt.
57
9 Der Wellenleistungparameter k P
In Abschnitt 6 wurde gezeigt, dass der spezifische Kraftstoffverbrauch mit zunehmender Wel¬
lenleistungsentnahme ansteigt. Nach Scholz 1998 wird die Zunahme durch
A SFC = SFC ■ k P - (6)
n-FN
beschrieben. Für den Kraftstoffmassenstrom gilt
th fuei,p =A SFC ■ FR p.
Bezogen auf die entnommene Wellenleistung ergibt sich
™fuel,P
P
( 7 )
( 8 )
Aus Gleichung (6) wird ersichtlich, dass der Wellenleistungsparameter ein entscheidender
Faktor für die Zunahme des spezifischen Kraftstoffverbrauches, infolge einer Wellenleistungs-
entnahme ist. In diesem Abschnitt soll daher der Wellenleistungsparameter k P ermittelt wer¬
den. Ferner wird der Quotient (8) analysiert.
Berechnungsgrundlagen
Die verschiedenen Triebwerkskonfigurationen wurden mit GasTurb simuliert und die ermittel¬
ten Daten mit Microsoft Excel ausgewertet. Ein Vergleich zwischen den unterschiedlichen
Triebwerken fand bei folgenden Werten statt.
P_ kW
FN ~ kN
—^71beiP = 100kW
P
58
9.1 Ergebnis
Aus den Simulationsergebnissen, konnte mit Hilfe von (6) kein exakter Wellenleistungspara¬
meter für die vier Triebwerke bestimmt werden. Als Mittelwert ergab sich:
k P =0,01163 —.
W
Die Standardabweichung für k P beträgt 27%. Der gemittelte Wert für (8) beträgt:
= 4,9 ■ 1CT 5 = 0,1763 —.
P kW-s kWh
Für den Quotienten beläuft sich die Streuung auf 16%. Setzt man die Größen in (6) ein
ASFC = SFC ■ 0,01163 — • —— ,
W n -FN
so erhält man eine Beziehung mit der sich der zusätzliche Kraftstoffmassenstrom infolge einer
gewählten Wellenleistungsentnahme, berechnen lässt. Wobei der Startschub und die An z ahl
der Triebwerke bekannt sein muss.
9.2 Auswertung
Die Divergenz für den Wellenleistungsparameter von 27% scheint relativ groß. Da die unter¬
suchten Triebwerke jedoch sehr unterschiedlich sind, ist die Abweichung geringer zu bewer¬
ten. Ferner ist festzustellen, dass der berechnete Wert für k P , sich gut mit den Auswertungen
von Scholz 1997 und Scholz 1998 deckt. Die Analysen ergaben einen Wert von 0,0094 N/W,
was einer Abweichung von 23% entspricht.
Der berechnete Kraftstoffverbrauch von 0,1763 kg/(kWh), besitzt lediglich eine Standardab¬
weichung von 16%, was als ein gutes Ergebnis angesehen werden kann. Jedoch ergaben ver¬
gleichbare Berechnungen, nach Dechow 1994 einen Verbrauch von 0,125 kg/kWh und nach
Scholz 1998 einen Wert von 0,097 kg/kWh. Die resultierenden Abweichungen sind beacht¬
lich, so dass der reale Wert in diesem Bereich zu finden sein wird.
59
Es bleibt festzuhalten, dass sich mit den ermittelten Ergebnissen lediglich eine Abschätzung
zum Kraftstoffverbrauch erzielen lässt.
60
10 Zusammenfassung und Ausblick
Die vorliegende Projektarbeit zeigt die Auswirkungen auf den Kraftstoffverbrauch, infolge ei¬
ner Zapfluft- und/oder einer Wellenleistungsentnahme.
Wird Triebwerken Zapfluft entnommen, so steigt der spezifische Brennstoffverbrauch an. Mit
zunehmendem Zapfluftmassenstrom nimmt auch der Kraftstoffverbrauch weiter zu. Wobei
sich die relative Enthalpie, als ein entscheidender Faktor für den Gradienten offenbart hat. Es
bestehen jedoch große Abweichungen bei der Brennstoffzunahme, zwischen den untersuch¬
ten Triebwerkskonfigurationen. Um eine präzisere Tendenz zu bekommen, müssen weitere
Analysen durchgeführt werden, die ein breiteres Feld von Flugzeugtriebwerken betrachten.
Gleiches gilt für den Zapfluftparameter k B . Die ennittelte Gleichung liefert eine Abschätzung,
so dass an weiteren Triebwerken untersucht werden muss, ob das Verdichterdruckverhältnis
der entscheidende Parameter für die Kraftstoffzunahme ist.
Einen vergleichbaren Effekt auf den Brennstoffverbrauch, hat eine Wellenleistungsentnahme.
Die Simulationen haben ergeben, dass der Zuwachs des spezifischen Kraftstoffverbrauches,
mit steigender Wellenleistungsentnahme, nahezu linear ist. Dieser Trend, hat sich bei allen un¬
tersuchten Triebwerken gezeigt. Da diese Tendenz in der Literatur ebenfalls zu finden ist, kann
die Linearität als erwiesen angesehen werden. Der Wellenleistungsparameter k P hingegen,
muss noch weiter erforscht werden. Die bestimmte Gleichung liefert ebenfalls nur eine Ab¬
schätzung, so dass auch hier weitere Triebwerke herangezogen werden müssen, um den Gra¬
dienten für den Kraftstoffanstieg, exakt bestimmen zu können.
Als Ergebnis dieser Arbeit werden vorgeschlagen:
a) Gleichung (4) zur Berechnung des Kraftstoffverbrauches durch Zapfluftentnahme
b) Gleichung (6) zur Berechnung des Kraftstoffverbrauches durch Wellenleistungsentnahme.
Für die in diesen Gleichungen enthaltenen Technologieparameter ( k H , y , k P ) konnten in die¬
ser Arbeit erste Anhaltswerte gegeben werden. Recht genaue Kraftstoffverbräuche lassen sich
aus diesen Gleichungen bestimmen, \\enn die Technologieparameter für das Triebwerk be¬
kannt sind, dass gerade Untersuchungsgegenstand ist. Diese Parameter werden aber aufgrund
der Geheimhaltung der Triebwerkshersteller normalerweise öffentlich nicht bekannt sein. Da¬
her ist es ein Ziel, zu guten öffentlich nutzbaren Durchschnittswerten zu gelangen für die
Triebwerke, wie sie bei Passagierflugzeugen zum Einsatz kommen. Der Parameter k P für die
Wellenleistungsentnahme konnte in dieser Arbeit bestimmt werden und steht in guter Über¬
einstimmung mit Werten aus der Literatur. Beim Kraftstoffverbrauch durch Zapfluft liegen nur
61
Daten von wenigen Quellen und Triebwerken vor. Die Triebwerke, die in GasTurb 8.0 gegeben
sind, sind nicht unbedingt repräsentativ für Triebwerke von Passagierflugzeugen.
Es wird deutlich, dass zu diesem Thema noch einige Analysen durchgeführt werden müssen,
bevor sich Fonnein mit guten durchschnittlichen Technologieparametern angeben lassen.
62
Literaturverzeichnis
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Society of Automotive Engineers: Aerospace Information Report
1168/8: Aircraft Fuel Weight Penalty Due to Air Conditioning, War-
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Bräunling 2004
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Cerbe, Günter; Hoffman, Hans-J.: Einführung in die Thermodyna¬
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Dechow 1994
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1994, - Finnenschrift.
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Dollmayer 2005a
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Dollmayer 2005b
Dollmayer, Jürgen; Carl, Udo B.: Sys-Fuel - A Methodology for
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